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Sascha Lino Lemke (*1976)

[Re: Re: Record a re:] (2009)

for recorders and computer



Trotz des olympischen, kaum aufzuhaltenden Strebens nach High Fidelity liegt für mich persönlich die eigentliche Faszination der elektronischen Medien weniger in der immer täuschend-genaueren Erzeugung realer oder illusionärer Räumlichkeiten. Was mich (be-)rührt, ist vielmehr nach wie vor ihr dokumentarischer Charakter. Niemals zuvor hat selbst der Durchschnittsmensch sein Leben durch eine solche Menge von Photos, Texten, Briefen (Emails), Musik, Filmen etc. so umfangreich und bequem für lange Zeit archivieren können, wie es heutzutage durch das digitale Zeitalter selbstverständlich ist. Trotz allem ist die Differenz zwischen "Wirklichkeit" und Dokument nicht aufgehoben, auch ob sie wirklich kleiner geworden ist, bleibt zu hinterfragen. Nach wie vor bleibt auf jeden Fall der Akt des Erinnerns. In dem Theaterstück "Krapp's last tape" führt Becket vor, wie Krapp nach dem Hineinhören in sein sorgfältig auf Tonband dokumentiertes Leben seinem Archiv eine vorgeblich letzte Tonbandaufnahme hinzufügt. In [ Re: Re: Record a re: ] geht es u.a. darum, wie sich das Stückobsessiv darum bemüht, sich aus dem bereits Gespielten, das sich in das Gedächtnis des Rechners eingeschrieben hat, nochmals neu zu beschreiben, zu erklären, weiterzudenken. Die elektronischen Reproduktionen des Soloparts in Form von Remixes aus ständiger Wiederholung und Rekombination einzelner "Erinnerungen" wiederum werden kommentiert, beantwortet, ergänzt und weitergeführt durch den Solisten.

[ Re: Re: Record a re: ] wurde von Lucia Mense in Auftrag gegeben, ist ihr gewidmet und geplant als vierteiliger Zyklus, deren Teile eng miteinander verknüpft sind und auf ein einziges, sich erweiterndes "Gedächtnis" zurückgreifen. Am 15. Mai wurden die ersten zwei Hauptteile uraufgeführt. Nach und nach sollen die anderen Teile folgen, ev. auch installative Zwischenteile.



[ Re: Re: Record a re: ] #1 unplugged (français)

[ Re: Re: Record a re: ] est un cycle de pièces pour flûtes-à-bec et électronique. En ce moment il existe des pieces pour sopranino, alto et basse. Le titre refère à l'idée d'une musique qui se récrit constamment en utilisant de petites bribes de ce qui vient d'être joué, d'un "remix" perpetuel. Dans la version "unplugged" de [ Re: Re: Record a re: ] #1 pour flûte-à-bec sopranino en entend la partie soliste seule. Au début, l'instrument sers comme résonateur pour la voix et la langue du flûtiste, filtrant son souffle ou produisant des effects percussifs. Après un certain temps, des lignes de notes staccato émergent de la structure très rhythmée du début jusqu'à ce qu' à la section finale la flûte est joué "normalement". En utilisant des trilles avec des notes aigues, cette dernière partie travaille avec la différence de fréquences, donc avec des sons virtuels calculés par l'oreille à cause des plusieurs notes réels plus aigues.

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