Sascha Lino Lemke (*1976)
"...O a scuola o a sentire i pifferi..." (2009)
Coreografia di un burattino
per pianoforte, arpa con scordatura, percussione, due orchestre ed elettronica
Dauer: ca. 10 min.
"...O a scuola o a sentire i pifferi..." entstand im Sommer 2009 in der Casa Baldi in Olevano Romano, einem kleinen Ort in der Nähe von Rom. Der Titel entstammt dem 9. Kapitel des Pinocchio von Collodi, den ich, um ein wenig Italienisch zu lernen, bei stupiden Abtippen geschriebener Partiturseiten gehört und lieben gelernt habe:
"Mentre tutto commosso diceva così gli parve di sentire in lontananza una musica di pifferi e di colpi di grancassa: pì pì pì zum, zum, zum, zum.
Si fermò e stette in ascolto. Quei suoni venivano di fondo a una lunghissima strada traversa, che conduceva a un piccolo paesetto fabbricato sulla spiaggia del mare.
- Che cosa sia questa musica? Peccato che io debba andare a scuola, se no...
E rimase lì perplesso. A ogni modo, bisognava prendere una risoluzione: o a scuola, o a sentire i pifferi."
In Olevano hatte meine Familie und ich neben dem Wohnhaus ein Atelier, das wir "Scuola" (Schule) nannten. Dort übte meine fünfjährige Tochter passioniert Buchstaben malen. Aus diesen Schreibübungen und dem Schaben ihres Stifts auf dem Papier kam die Idee zum ersten Element des Orchesterstücks. Aus den elektronisch verstärkten und im Raum analog zur Figur bewegten Schreibbewegungen des Schlagzeugers wächst das ryhthmische Grundskelett des Beginns, das diminuiert und durch zahlreiche perkussionsartige Klänge des Klaviers und des Orchesters angereichert zu einer sehr manieristischen rhythmischen Musik gerät - quasi eine hölzernde Tanzmaschine (der Steptanz einer Marionette?). Die Form ergibt sich durch einige Textpassagen: jeder Buchstabe hat seinen eigenen Rhythmus, seine eigenen Besonderheiten. Wenn er wiederkehrt wird die Musik wiederholt, die bei seinem ersten Auftauchen komponiert wurde und variiert. Insofern spielt die Musik sehr stark mit der Wiederholung, mit dem Selbstzitat.
Diese erste Idee wird irgendwann durch einige lärmende hektische Fanfaren gestört, die einen zweiten roten Faden ausrollen, der dann die zweite Hälfte des Stücks durchzieht. Diese Fanfaren entspannen sich nach und nach, werden zu sich zwischen der linken und rechten Orchestergruppe hin- und herwiegenden Akkordflächen. Dieser akkordische Teil wird immer wieder unterbrochen durch kurze Kommentare, die die Schreibidee/Tanzmaschine des ersten Teils wieder aufgreifen.
Flügel, Harfe und Perkussion werden im Laufe des Stücks auf verschiedene Weise elektronisch verstärkt, im virtuellen Lautsprecherraum bewegt, transformiert, mit Samples angereichert.