Sascha Lino Lemke (*1976)
Troposphères
Rauminstallation mit 13 Streichern & Elektronik (2009)
Troposphères ist eine gemeinschaftliche Gestaltung eines großen Raumes auf Kampnagel und einer intensiven Eröffnungsstunde für die Klangwerktage 2009, die den Raum für die Dauer des Festivals zum (Nach-)Klingen bringen soll. Troposphères beinhaltet eine Rauminstallation mit Rohren und Projektionen, die mit mehreren Loopings und Verwirbelungen eine dickichtartige Situation im Vorraum bilden und die von den Studierenden der Architektur der HCU/Hafencity Universität Hamburg, Tina Bremer, Anna Katharina Jens und Caspar Viereckel und unter der Leitung von Prof. L.E.O. Eckhardt entwickelt wurde. Troposphères besteht auch aus einer kaleidoskopartigen Komposition für 13 Streicher des Ensembles Resonanz und Elektronik von Sascha Lino Lemke. Die Installation kann während der Dauer des Festivals täglich ab 17 Uhr in der Vorhalle von Kampnagel erlebt werden.
Sascha Lino Lemke:
"Seit geraumer Zeit bin ich fasziniert von der Arbeit mit mikrotonal umgestimmten Streichinstrumenten. Denn auf diese Weise ergibt sich für jedes Instrument aus der Summe seiner leeren Saiten und deren sog. natürlichen Flageolets ein höchst individueller Vorrat an ziemlich konstant und präzise spielbaren Mikrotönen, also Tonhöhen, deren Ordnung nichts mehr zu tun hat mit dem zwölftönig temperierten System des modernen Klaviers. Die 13 Streicher von Troposhères mit ihren insgesamt 52 individuell und präzise gestimmten leeren Saiten, zusätzlichen 260 bequem spielbaren und -insbesondere bei den tiefen Instrumenten- noch weiteren zusätzlich möglichen Naturflageolets stecken den Tonraum ganz neu ab, zeichnen die Markierungspunkte einer Landkarte, die es nun ganz neu kennenzulernen gilt. Da sind feine Abweichungen und Schwebungen zu ertasten, surrende Resonanzen, flirrende Spektren. Schmutz und Reinheit gleichermaßen finden sich in diesem Metainstrument, das sich unter immer anderem Blickwinkel darstellt: mal als große 52-saitige Harfe, mal kaleidoskopartig zersplittert in seine Subinstrumente. In Troposphères geht es mir neben einer akustischen Inszenierung und Komposition des riesigen Raumes insbesondere um die An- und die Abwesenheit von Klang in diesem Raum. Im Laufe der Eröffnungsveranstaltung der Klangwerktage wird die Installation quasi bevölkert von den Musikern des Ensembles Resonanz, doch bleiben ihre Behausungen am Ende alleine zurück. Nicht ganz jedoch. Das klangliche Gedächtnis des Raumes wird ebenfalls hörbar gemacht und für die Dauer des gesamten Festivals weiterarbeiten. Insofern wird aus dem installativen Konzert eine konzertierende Installation, die in den Folgetagen für das Publikum weiterwirkt."
Das Eröffnungskonzert von Troposphères umfasst folgende instrumentale Einzelkompositionen, die durch elektronische Intermezzi miteinander verbunden werden: